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Interview

Vielen Dank Walter, dass Du Dir heute Zeit genommen hast. Wie geht es Dir heute in Anbetracht Deines jahrzehntelangen Schaffens in der Holzbaubranche?

Gesundheitlich geht’s mir gut. Eine Woche vor dem Jubiläum 140 Jahre Bauer Holzbau ist natürlich viel los, aber es wäre auch unlogisch, wenn es anders wäre. Wichtig ist für mich, da ich im Herzen Holzbauer bin, dass die Branche und andere Kollegen von Entwicklungen, die ich mitbeeinflusst habe, profitieren können. Zum Beispiel die Brandprüfungen im April 2023, welche in der Gebäudeklasse 4 jetzt sehr wirtschaftliche Konstruktionen ermöglichen.

Was fasziniert Dich am Holzbau? Warum gerade der Beruf des Zimmerers?

Dass wir, beziehungsweise der Holzbau, einen guten Beitrag zur Reduktion der Temperaturerhöhung leisten können. Und natürlich auch, dass es mit der heutigen Verbindungstechnik und Ingenieurwerkstoffen fast grenzenlos möglich ist, Konstruktionen zu erstellen. Solche Herausforderungen sind mein Leben. Ich weiß noch, wie mein Vater damals zu mir gesagt hat, dass ich frei entscheiden dürfe, was ich beruflich machen möchte – und das habe ich.

Gibt es Menschen, die Dich maßgeblich inspiriert haben? Welche Menschen sind Dir besonders wichtig?

Ja, da gibt es viele. Zum Beispiel ein Reinhold Würth, der 1997 auf der Herbsttagung vom damaligen Landesverband im Bad Mergentheim, die Aussage gemacht hat, „wie kann jemand 6 % Wachstum erreichen, wenn sein Denken bei 2 % aufhört“. In allererster Linie sind mir meine Frau und meine Familie wichtig. Aber auch alle Mitarbeiter bei Bauer Holzbau. Zum Beispiel der Uwe Süß, der hat mit 14 Jahren bei uns seine Lehre begonnen und ist jetzt im September 50 Jahre bei uns im Unternehmen.

Was hast Du nach der Übernahme der Unternehmensführung anders gemacht?

Das war so: Ich habe den Betrieb offiziell 1978 übernommen und war zu der Zeit in der Endphase meines Studiums an der Staatsbauschule Stuttgart, der heutigen Hochschule für Technik. Es war klar, dass ich erst mal was anderes machen möchte als nur die bisherige Zimmerei. Es hat sich ein Markt für Nagelplattenkonstruktionen abgezeichnet, deswegen wurde eine Lizenz erworben. Und dazu war natürlich eine Halle notwendig. Nachdem drei bis vier Wochen lang nur Erdaushub stattfand, meinte der erste am Stammtisch schon, „Wenn er es schafft, dann wird es was, aber nur wenn“. Er war sich sicher, dass wir es nicht schaffen. Ja, und das war dann die Herausforderung.

1979 haben wir unsere Halle 1 gebaut. Wir wollten an Silvester, damit es winterfest ist, noch die Tore einbauen und dann kam der Anruf, dass der Vater über Nacht verstorben ist. Ich habe meinen Bruder Frieder, der in Tübingen ein Geologie Studium begonnen hatte, dann gebeten, ob er nicht ein Pausen-Semester machen könnte, damit er mich bis alles fertig ist ein bisschen unterstützt. Er hat dann nach zwei Jahren die beste Gesellenprüfung im ganzen Kammerbezirk gemacht! Dann hat er gesagt, „Eigentlich gefällt mir das Zimmern viel besser, können wir das nicht miteinander machen?“ Und deswegen wurde dann 1983 die Bauer Holzbau GmbH gegründet. Bis er viel zu früh im Februar 2010 durch einen Unfall von uns gegangen ist haben wir das Unternehmen gemeinsam geführt. Frieder war für Vertrieb und fürs Kaufmännische zuständig und ich habe mich mehr um Produktion, Technik und tectofix-Entwicklung gekümmert.

Technologisch betrachtet hätten wir fast die erste Abbund-Maschine in Deutschland gehabt. Peter Füller von der Schrauben Schmid hat Frieder und mir die isometrischen Zeichnungen von dieser Burmek gezeigt und wir haben direkt gesagt, das Teil muss her! Und nur weil Schnittlänge und Tiefe nicht ausreichend war, haben wir noch umkonstruieren lassen und deswegen erst die Nummer vier in der BRD bekommen. Ein Kollege aus Dunningen bei Rottweil, der wusste, dass die bei uns steht, hat dann gefragt, ob nicht „sein Schlosser“ das mal anschauen könnte – dieser Schlosser hieß Hans Hundegger. Er hat hier bei Bauer Holzbau in der Halle 1 das erste Mal in seinem Leben eine Abbundmaschine gesehen und er hat richtig gut was draus gemacht.
Rückblickend kann ich noch sagen: Nachdem unser Vater wie gesagt, kurzfristig verstorben war, haben viele gemeint, dass es geschickt ist, wenn der Senior nicht mehr reinspricht. Ich hatte allerdings mehr Situationen gehabt, in denen ich gerne noch gefragt hätte.

Walter Bauer: Ein Leben für den Holzbau
Seit 29 Jahren ist Bauer Holzbau Mitglied der ZMH.Gruppe. Zudem ist Walter Bauer seit 16 Jahren Präsident des Holzbau Deutschland Instituts. Im Interview mit Matthias Schlosser spricht der Zimmermeister und Bauingenieur unter anderem auch über seine langjährige Erfahrung in der Branche.

Was würdest Du sagen sind die Alleinstellungsmerkmale Deines Unternehmens?

Ich denke, dass wir schon immer über den Tellerrand hinausgedacht haben und es für uns stets wichtig war, maschinell und auch von den Bauaufgaben her die Herausforderung zu suchen. Ein Beispiel ist die Entwicklung von tectofix. Gleichzeitig haben wir z.B. unsere Mitarbeiter in der Vorfertigung vom Gipsstaub befreit oder bei Cadwork die Lizenz Nr. 2.

Welche Herausforderungen siehst Du in der Branche?

Die großen Herausforderungen sind die Objektgrößen. Ich denke, dass ich nicht ganz unbeteiligt war, dass wir jetzt in der Statik wie auch im Brandschutz und im Schallschutz wirtschaftliche Konstruktionen bekommen haben, die dann auch Richtung Hochhausgrenze und höher gehen. Und wenn wir als Holzbauer nicht ganz arg aufpassen, werden wir zu Montagebetrieben degradiert und die Industrie wird das Ganze machen.

Im Massengeschäft bin ich überzeugt, können wir schwer mithalten. Aber bei sämtlichen Individualbauten schon und da gibt es riesige Marktchancen. Es wird auch notwendig sein, dass man in Kooperationen denkt und dazu braucht es natürlich verlässliche Partner, wo auch das nötige Vertrauen da ist, ein Projekt gemeinsam zu wuppen.

Wie hat sich die Nachfrage im Holzbau in den letzten Jahren verändert? Wie sehen die Projekte der Zukunft aus?

Die Projekte des modernen Holzbaus werden größer und sind kein serielles Produkt. Sie werden der Individualität auch bei den Fassaden gerecht, also Flexibilität ist entscheidend. Demografisch ist es so, dass wir 1995 von den 25- bis 44-jährigen 24 Millionen Menschen in der BRD hatten. Laut Prognose werden das 2030 nur noch 18 Millionen sein. Das ist die Zielgruppe von Ein- und Zweifamilienhäusern. Aber gleichzeitig ist die Zielgruppe 65 plus um 83 % gestiegen und somit das Bauen im Objektbau. Dies hat uns bei Bauer Holzbau bewogen, stärker den Fokus auf die künftigen Wachstumspotenziale zu legen, aber auch bei den Produktionsmethoden auf die veränderten Rahmenbedingungen zu reagieren.

Wie entscheidend ist für Dich die Zusammenarbeit mit lokalen Handwerkern?

Es ist wichtig, dass wir ein sehr gutes Netzwerk haben. Das ist wiederum die Stärke des ZMH-Netzwerks.

Tragt ihr euch mit dem Gedanken, eventuell mit anderen Holzbaubetrieben zusammen am Markt zu agieren – vielleicht sogar im Rahmen einer gemeinsamen Gesellschaftsform?

Derzeit sind es einige Holzbauunternehmen, die wir seit Jahrzehnten kennen. Es kommt auf die Region an in der das Gebäude entsteht. Ich habe zwei Hände voll Kollegen aus verschiedenen Regionen, mit denen ich eine Kooperation eingehen würde. Aber ohne das nötige Vertrauen geht es nicht. Gleichzeitig bekommen wir im Monatsturnus anfragen, von Interessenten, die unser Unternehmen kaufen wollen. Wenn nur das Geld selig machen würde, müsste ich das machen. Aber ich möchte, dass unser Unternehmen weiter besteht. Unser Slogan heißt ja „Heute. Zukunft. Bauen“. Das heißt, Bauer Holzbau baut heute schon so wie es in 30 Jahren normal ist. Und unsere sehr qualifizierten Mitarbeiter müssen ja auch eine Zukunft haben. Unter Gemeinsam verstehen wir, auch mit mineralischen Baufirmen Kooperationen einzugehen.

Du bist Präsident des Holzbau Deutschland Instituts, was sind Deine Aufgaben? Wie kam es zu Deinem Engagement dort?

Zum HDI bin ich gekommen, weil es trotz allem auch praxisgerecht bleiben soll. Da ich Zimmermeister und Bauingenieur bin und es immer beide Blickwinkel braucht, bin ich angefragt worden, das zu machen. Mein Vorgänger war Ulrich Hamacher, auch ein ZMH-Mitglied, von dem ich das Amt übernommen habe.
Ich habe mich immer beschwert, dass der Holzbau in der Brandschutz Normung nicht vernünftig vertreten ist. Irgendwann habe ich zu mir gesagt „was schimpfst du, tu es dir selbst an, dann kannst du Einfluss nehmen“. Ich habe das auch gern gemacht aber es bedeutet natürlich, sich ganz tief in die Thematik reinzudenken. So dass man auch einem Stefan Winter dann entsprechend Paroli bieten kann und er das dann auch annimmt.

Wie würdest Du die Ausrichtung und Ziele der Einrichtung beschreiben? Was sind (Deine) besonderen Erfolge des Holzbau Deutschland Instituts?

Das globale Ziel ist, dafür zu sorgen, dass der Holzbau prosperiert und die Steine, die im wahrsten Sinne des Wortes im Weg liegen, auszuräumen. Welche Hemmnisse müssen weg? – Deswegen besteht mit HDI-Vize und ZMH-Kollege Karl Hoffmeister die Initiative zur Denkfabrik Holzbau der Zukunft. Beispielsweise, welche Holzarten und somit Hölzer und Ingenieurwerkstoffe stehen dem Holzbau in 30 Jahren zur Verfügung? Wie sehen die Fertigungsprozesse der Zukunft aus?

Mein größter Erfolg beim HDI ist, dass die Anhörung in der Fachöffentlichkeit für die neue Musterholzbau-Richtlinie, in der Gebäudeklasse 5, die jetzt auch in der Holztafelbauweise (HoTa) anwendbar ist, noch rechtzeitig stattfand. Das ist unser „Brot und Butter Geschäft“. Ich war es nicht allein, aber ich denke, ich habe einen wesentlichen Beitrag dazu leisten können. Und das sind einfach unser aller Aufträge. Es ist vielleicht den Zimmerern gar nicht klar, wenn man einen dreigeschossigen Massivbau hat, und nur um einen Stock erhöhen will, man ganz schnell in der Gebäudeklasse 5 ist. Bisher durfte man nur Brettsperrholz einsetzen. Dadurch liegt jetzt mit HoTa die Wertschöpfung wieder bei uns.

Ganz aktuell initiieren Karl und ich das 1. Internationale Holzbau-Symposium unter dem Motto „Nachhaltig Bauen nutzt dem Klima und dem Kunden“. Im Rahmen einer Kooperation mit dem PIK-Gründer und jetzigen Direktor des IIASA Herrn Prof. Dr. Dr. John Schellnhuber und dem Bauhaus der Erde wird dies Anfang 2025 im Bundesministerium für Wirtschaft und Klima in Berlin stattfinden. Ziel ist es, den Holzbau noch stärker positiv in den Fokus der Gesellschaft und der Politik zu rücken. Wichtig dabei die Botschaft: Es wächst genügend Holz nach.

Walter Bauer
Präsident des Holzbau Deutschland instituts
Mitglied DER ZMH.Gruppe

Du bist natürlich Mitglied bei ZMH und darüber hinaus beim DHV, warum? Was machen für Dich und Dein Unternehmen die Mitgliedschaften so wertvoll?

Weil beide Verbandsorganisationen sich aus meiner Sicht ergänzen. Das, was der eine nicht bietet, bietet der andere. Meine langfristige Vision ist, dass es eines Tages eine ist und man politisch mehr erreichen kann. Aber die Eigenständigkeit der ZMH-Leute ist wiederum sehr wichtig. Eine bessere Kooperation zwischen den Verbandsorganisationen wäre wünschenswert, dann muss das Rad nicht neu erfunden werden, z.B. zweimal Technik!

Die Mitgliedschaften machen für mich die Gespräche mit den Kollegen, der ehrliche Austausch, die Summe von Kleinigkeiten, die man dort erfährt, so wertvoll.

Gibt es ein Erlebnis in der Gruppe fern der öffentlichen Rahmenveranstaltungen?

Es gibt viele. Die Herbst- und Frühjahrstagungen waren immer wichtig. Besonders gerne erinnere ich mich an die Tagung kombiniert mit dem 50. Geb. von Mich Wenig. Innerhalb der ZMH-Leute ist meines Erachtens der persönliche Verbund und der Zusammenhalt anders als beim DHV. Hängt vielleicht auch damit zusammen, dass dort die teilweise größeren Unternehmen vertreten sind.

Welche Innovationen im Holzbau begeistern dich besonders?

Ressourcenschonende Gebäude beziehungsweise Tragwerke, die der Natur nachempfunden sind. Dazu gehören organische Tragstrukturen. Die Natur macht es uns vor. Das war die Intention, wieso wir uns ein 5-Achs-Bearbeitungszentrum zugelegt haben, mit dem solche Konstruktionen möglich sind.

Gleichzeitig die ständige Weiterentwicklung von tectofix. Die Stärke ist – wie im Wachstumsmarkt Objektbau erforderlich – auch komplexe Elemente mit minimaler AV und höchster Genauigkeit schnell zu produzieren und dadurch unschlagbar kurzer Montagezeit. Deswegen investieren zunehmend Holzbauer jeglicher Größe zusätzlich in tectofix.

Gibt es ein Projekt, auf das Du besonders stolz bist?

Ein Projekt, ganz aus meiner Anfangszeit, 1979: Der Wiederaufbau des Rathausturms in Crailsheim. Da hatten wir 12.000 Zuschauer und das war für unseren Bekanntheitsgrad sehr wichtig. Und 1991 den Bau der Archenbrücke in Bächlingen mit fast 50 Meter freier Spannweite. Wegen Denkmalmittel-Zuschüssen durfte kein Brettschichtholz verwendet werden, sondern nur normales Vollholz. Das war eine Herausforderung, dass bei 280 Stabdübeln am Hauptstoß mit 1 mm Lochspiel – ein Brückenteil 28 Meter lang, das andere 21 Meter lang, dreischnittige Verbindungen nebeneinander – alle drin waren und das in Vollholz.

Welche Rückschläge fallen Dir aus Deiner Arbeit ein?

Ein Unternehmer, der sagt, dass es immer nur im Steilflug nach oben geht, den nehme ich nicht für voll. Wir haben in den 90er Jahren viel in Dresden gebaut, damals noch hauptsächlich Dachstühle. Und dann hat uns ein Bauträger mit 200.000 DM hops gehen lassen. Die waren einfach weg. Wir hatten investiert und größer gebaut als ursprünglich geplant und dann passiert so was… Das sind schon Situationen, wo es dann auch mal eng auf dem Konto wird. Dann hatten wir ein weiteres Projekt mit ungefähr 2,4 Millionen. Da wurden Nachträge ausgeführt, genehmigt und nachher wollte man nichts mehr davon wissen. Wir haben von 585.000 Euro netto auf 400.000 Euro verzichtet und ausgebucht. Wir hätten Recht bekommen, bin ich sicher, aber wir hätten noch fünf Jahre gekämpft… da haben wir es dann gut sein lassen.

Was strebst Du in der Zukunft für Dein Unternehmen an?

In den nächsten Jahren wird es klar dieses Mehrgeschossige Bauen sein. Und der Objektbau, aber beides immer intelligent kombiniert mit Ingenieurtragwerkskomponenten, denn das können die anderen nicht und das wird auch ein Nokera nicht können. Die können Masse und von diesem Massenmarkt müssen wir uns verabschieden. Aber wir wollten zumindest so eine Unternehmensgröße haben, dass wir zukunftsfähig sind. Und dazu gehören natürlich auch eigene Grundstücke, dass man einfach nicht lange warten muss, bis man Grunderwerb machen kann. Unser wichtigstes Kapital sind die rund sechs Hektar Fläche am Stück.

Wir werden jetzt einen vorhabenbezogenen Bebauungsplan einreichen. Unsere Halle zwei mit 75 mal 30 Meter Breite soll um 15 Meter verlängert werden. Dann soll Halle drei entstehen mit 75 mal 50 Meter. Halle vier ist mit 50 mal 100 Meter im Kopf. Dann muss es auch mal gut sein. Aber die Vision ist wichtig.

Welche Hobbys und Interessen prägen Dein Leben außerhalb des Unternehmens?

Meine Hobbys sind Wandern, Rad fahren, Lesen und jetzt mehr denn je Reisen. Ich nehme mir in letzter Zeit deutlich mehr Zeit dafür. Normenarbeit ist für mich weiterhin interessant. Wenn man das nicht liebt, kann man auch nichts bewegen. Heinrich Ochs, ein ZMH-Kollege aus dem Hunsrück hat mal gesagt: „Walter, ich liebe Holz, aber ich bin nicht verliebt in Holz“.

Es muss schon auch noch etwas übrigbleiben.

Wenn Du heute ein Hobby, eine Freizeitbeschäftigung neu beginnen könntest, welches wäre das?

Segeln könnte ich mir vorstellen. Ich war an meinem 70. Geburtstag in der Karibik und durfte da das Segel einholen.  *lacht*

Haben sich Deine Werte im Lauf Deines Lebens verändert?

Tatsächlich wurde der Holzbau mit F + E und die Zukunft der Branche immer wichtiger.

Welche Ratschläge würdest du jungen Menschen geben, die in die Holzbau-Branche einsteigen möchten?

Zunächst mal, ich möchte kein Oberlehrer sein, aber wo Erfahrung und hilfreiches Wissen vorhanden ist, möchte ich es fürs Unternehmen und unsere Branche einbringen. Allerdings ohne den Mut zu einem überschaubaren Risiko, wird man nicht erfolgreich sein.

Der Beitrag des Holzbaus ist umweltwirtschaftlich von großer Bedeutung. Dafür brauchen wir jedoch viele gute Zimmerleute, Techniker, Ingenieure und Architekten, die sich im Studium in die Fachrichtung Holzbau engagieren. Sonst schaffen wir die Temperaturreduktion nicht. Wir sind die einzigen, die klimapositive Arbeitsplätze anbieten. Das ist konkreter als „Friday for Future“.

Wirst Du Dich aus dem aktiven Geschäft zurückziehen? Wie sehen Deine Pläne für die nächsten Jahre und Jahrzehnte aus?

Ja, peu à peu. In einem 5-Jahres-Plan. Ich bin da schon im ersten Jahr. Ich habe im Bekanntenkreis erleben müssen, wie schnell man nicht mehr da ist, und deswegen möchten wir noch mehr Reisen machen. Ziel ist, hier immer mehr loszulassen. Aber ich möchte schon noch ein bisschen mitgestalten. Von 100 auf 0 funktioniert auch nicht.

Welche Auswirkungen haben die neuen KfW-Förderprogramme, bzw. auch die fehlenden Förderprogramme auf Dein Unternehmen?

Wir müssen schauen, dass wir Formalitäten im Regelungswesen wegbekommen. Dann brauchen wir die sowieso nicht vorhandenen Fördermittel nicht mehr und Bauen wird wieder bezahlbar.

Wie wichtig sind staatliche Förderungen für die Entwicklung des Holzbaus und welche Verbesserungen wünschst Du dir in der Förderpolitik?

Wie gesagt, die Töpfe sind leer. „Der Holzbau muss sich selbst fördern“. Das ist durch die EU-Taxonomie automatisch gegeben.

Welche Rolle spielt die Klimapolitik für Deine Projekte?

Der Holzbau fehlt in der Klimapolitik Viele Unternehmen werben damit, dass sie klimaneutral sind. Wir schaffen klimapositive Arbeitsplätze! Das ist eine ganz andere Nummer!

Werden in den nächsten Jahrzehnten kleine Holzbaubetriebe eine Chance haben?

Ja, in Nischenbereichen auf jeden Fall. Nicht nur im Bereich Montage, sondern auch als Kooperationspartner. Diese sollten Kooperationen eingehen und in bezahlbare Vorfertigung investieren. Solche Systeme gibt es, dass auch ein Drei-Mann-Betrieb vorfertigen kann.

Was ist für Dich Erfolg?

*Denkpause*

Zufriedenheit mit dem, was man als Unternehmer und für die Branche erreicht hat.
Walter, herzlichen Dank für Deine Zeit und die spannenden Einblicke in Deine berufliche und private Geschichte.
Gerne.